Büro der Zukunft
Woran denken wir, wenn wir über das Büro der Zukunft nachdenken?
Vielleicht an digitale Abläufe, an Computerarbeitsplätze oder an das Raumklima und die Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz. Andere denken an Großraumbüros, an Funktionsräume oder an interaktive Arbeitssituationen. Das Büromöbelhaus Vitra nennt vier Dinge, die im Büro der Zukunft nicht fehlen dürfen: Raum für Begegnungen, Raumdynamik für verschiedene Arbeitssituationen, Rückzugsorte und Natur im Büro.
Wir sehen: Bei allen Überlegungen zum Büro der Zukunft stehen die Räume und ihre Gestaltungen im Mittelpunkt der Betrachtungen. Nun gibt es jedoch aktuelle Hinweise, dass über die Zukunft des Büros nicht allein im inneren des Büros entschieden wird, sondern im Rohbau, in der Art und Weise der Fertigstellung von Büroräumen und Bürogebäuden eine völlig neue Zukunft auf uns wartet.
Diese Hinweise kamen in diesen Tagen aus Dubai. Hier wurde das erste Bürogebäude mit einer Größe von 250qm gedruckt. Genau, Sie haben richtig gelesen, "gedruckt" und nicht "gebaut". In Dubai steht nun das weltweit erste voll funktionsfähige Bürogebäude, komplett aus dem 3D-Drucker. Sämtliche Teile einschließlich der Innenarchitektur und Einrichtung kommen aus 36,6×12,2x 6m langen 3D-Druckern. Die Materialien, wie eine speziell verstärkte Betonmischung, Glasfaser verstärkter Gips und faserverstärkter Kunststoff werden Schicht für Schicht zu den Bauelementen zusammenfügten, passgenau und verschnittfrei, so dass praktisch kein Bauschutt anfällt.
Bauzeit: Siebzehn Tage für den Druck und zwei Tage für den Aufbau. Keine drei Wochen Bauzeit für ein komplettes 250 Quadratmeter-Bürogebäude. Noch Fragen?
Auch der Personalbedarf liegt deutlich unter dem für konventionelle Häuser: Neben der Person, die den Monitor des Druckers überwacht, sind gut ein halbes Dutzend Arbeiter für den Zusammenbau sowie etwa zehn Elektriker und andere Spezialisten erforderlich. Die Kosten für das Gebäude an sich belaufen sich nach Angaben der Bauherren auf 140.000 Dollar, dazu kommen die Einzelheiten der Innen- und Außengestaltung.
Dubai zeigt: Der 3D-Druck ist der vernachlässigte große Bruder der digitalen Datenrevolution. Ohne die modernen Rechnerkapazitäten würde auch dieser 3D-Druck nicht funktionieren, aber seine Auswirkungen auf die klassischen Herstellungs- und Materialprozesse sind viel stärker als z.B. die Auswirkungen durch die modernen Internet of Things-Technolgien. Durch den 3D-Druck wird die Digitalisierung zur physischen Macht und die Industrie, wie wir sie kennen, wird es irgendwann nicht mehr geben. Die Zukunft gehört dem 3D-Druck. Ob wir davon sprechen, Gebäude oder Kleider, Ausrüstung, Essen oder sogar Körperteile wie Knochen, Ohren oder eine Leber zu drucken - alles scheint möglich!
Die Regierung von Dubai will Vorreiter der 3D-Technologie werden und hat dafür eigens die „Dubai Future Foundation“ gegründet. Diese Stiftung soll zukunftsorientierte Initiativen und Partnerschaften vorantreiben. Wenn die "Dubai Future Foundation" in etwa so erfolgreich arbeitet wie seinerzeit die amerikanische Forschungsbehörde Darpa bei der Mobilfunktechnologie, dann wird die 3D-Zukunft uns schneller und breiter erreichen, als wir es uns heute vorstellen können.
Ob wir in dieser Zukunft dann noch über zu lange Baugenehmigungszeiten reden werden? Eine Frage, die wir ein anderes mal vertiefen...